Das Krankheitsbild Hydrocephalus
Der Begriff Hydrocephalus (kurz: HC; griech.: "hydro" = Wasser, "kephale" = Kopf) bezeichnet eine krankhafte Vergrößerung der mit Hirnwasser (Liquor) gefüllten Flüssigkeitsräume (Ventrikel) im Gehirn.
Beim gesunden Erwachsenen zirkulieren ständig ca. 150 ml Liquor zwischen den Ventrikeln. Pro Tag werden etwa 500 ml Liquor produziert und schließlich vom venösen Blutsystem resorbiert, so dass man sagen kann, dass der Liquor etwa dreimal täglich ausgetauscht wird. Beim gesunden Menschen besteht ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Resorption des Hirnwassers. Bei einem Hydrocephalus wird in der Regel mehr Liquor produziert als aufgenommen werden kann und es kommt zu einer Vergrößerung der Hirnkammern.
Die Ursachen für ein solches Ungleichgewicht beim Hydrocephalus sind vielfältig. Man kann z.B. als Folge anderer Grunderkrankungen bereits mit einem Hydrocephalus geboren werden (pädiatrischer HC) oder ihn erst im Laufe eines Lebens erwerben (sekundärer HC).
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Formen des Hydrocephalus: Hydrocephalus occlusus (nicht kommunizierender Hydrocephalus: hier verhindert eine Blockade zwischen den Hirnkammern, dass die miteinander "kommunizieren") und Hydrocephalus communicans (kommunizierender Hydrocephalus: hier sind die Ventrikel frei miteinander verbunden, es besteht aber eine Störung der Hirnwasserresorption).
Pädiatrischer Hydrocephalus
Manche Mediziner sagen, der Hydrocephalus selbst ist gar keine eigene Erkrankung, sondern das Symptom einer anderen Grunderkrankung. In der pädiatrischen Neurochirurgie gehört die Hydrocephalus-Operation gleichzeitig zu den häufigsten Eingriffen, die in diesem Fachgebiet gemacht werden müssen.
Bei Föten und Säuglingen zeigt sich eine besondere Ausgangssituation: Die Schädelknochen sind noch nicht fest miteinander verbunden und der durch einen Hydrocephalus entstandene intrakranielle Druck wird durch ein z.T. enormes Auseinanderdehnen der Schädelknochen ausgeglichen. Wenn die Schädelnähte und Fontanellen im Alter von etwa 2 Jahren fest verschlossen sind und so ein Ausgleich über die zunehmende Größe des Kopfes unmöglich wird, steigt der Druck innerhalb des Schädels. Außerdem werden Hirnanteile verlagert und lebenswichtige Bereiche beeinträchtigt. Es kommt erst zu neurologischen Störungen, später zu Herz-Kreislauf-Störungen und schließlich kann der unbehandelte kindliche wie auch sekundäre Hydrocephalus zum Herz-Kreislauf- und Atemstillstand und damit zum Tod führen.
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Sekundärer Hydrocephalus
Die Ursachen für einen erworbenen Hydrocephalus sind vielfältig. Häufig ist auch hier der Hydrocephalus die Folge einer anderen Grunderkrankung oder Komplikation: Unfälle, Operationen, Hirnblutungen, Tumore, Zysten, Hirnhautentzündungen uvm.
Die häufigste Form des sekundären HC ist der Hydrocephalus occlusus, das bedeutet, dass eine Art Verschluss verhindert, dass die Hirnkammern miteinander "kommunizieren" - also Hirnwasser untereinander austauschen. In der Folge kommt es zu einem Druckanstieg, der zu einer Reihe unterschiedlicher Symptome und unbehandelt schließlich auch zum Tod führen kann.
NPH (Normaldruckhydrocephalus)
Die Ursachen für den NPH sind zumeist nicht hinreichend bekannt. Häufig tritt der NPH aber erst ab dem 60. Lebensjahr auf, was ihm die Zusatzbezeichnung "Altershydrocephalus" eingebracht hat. Der Begriff "Normaldruckhydrocephalus" scheint auch auf den ersten Blick widersprüchlich, trifft aber den Kern: NPH-Patienten haben große Hirndruckschwankungen und somit neben Zeiten mit Hirndruckspitzen auch immer wieder mal einen normalen Hirndruck.
Begleitet wird diese Erkrankung von einer recht typischen Symptom-Trias: Gangstörung, Harninkontinenz und demenzielle Erscheinungen (auch Hakim-Trias genannt). Dabei ist die Gangstörung - ein am Boden klebender, schlurfender Gang - das Leitsymptom. Die Diagnose ist trotz der scheinbar klaren Symptome aber recht schwierig. Die Ähnlichkeit der Symptome mit anderen Alterserkrankungen und die zeitweilig starken Hirndruckschwankungen erschweren eine einwandfreie Diagnose auf den ersten Blick. Häufig wird der NPH von Medizinern mit Demenz verwechselt. Die Folgen sind für den Patienten fatal. Zu spät erkannt, wird eine anfänglich gut therapierbare Krankheit damit zum unheilbaren Leiden. Nach Schätzungen von NPH-Experten könnte jeder zehnte Demenzkranke eigentlich an einem (zu Beginn behandelbaren) NPH leiden.
Umso wichtiger ist die Aufklärung unter der Bevölkerung. In einer zunehmend alternden Gesellschaft wird diese Krankheit voraussichtlich zunehmen. Schon heute sind etwa ein Viertel aller Bundesbürger über 60 Jahre.
Für weitere Informationen zum Thema Normaldruckhydrocephalus (NPH) besuchen Sie www.nph-info.de. |